Andere Menschen „ticken“ anders

Es ist wichtig, zu verstehen, wie unterschiedlich die Menschen „ticken“. Dazu ist es hilfreich, sich mit entsprechenden Modellen zu beschäftigen. Mit Menschenbildern also. Die zwölf Tierkreiszeichen der Astrologie sind eine Möglichkeit, aber es gibt auch zeitgemäße Modelle. Zum Beispiel könnte ich mich und meine Mitmenschen anhand der Grund-Typen des sogenannten DISG-Modells (1) charakterisieren und so das Verhalten in manchen Situationen besser verstehen.

Gleichzeitig habe ich als Mensch immer die Möglichkeit, eine persönliche Entscheidung über meine innere Haltung zu treffen und dementsprechend zu handeln. Und mit dieser Entscheidungsfreiheit habe ich dann natürlich auch die Verantwortung für mein Handeln. Ich kann also nicht beim Charakterstudium stehen bleiben, und dann einfach behaupten: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders!“

Mensch-Sein heißt: Immer auch anders können

Die Menschliche Natur zeichnet sich dadurch aus, dass dieser im Gegensatz zum Tier „immer auch anders kann“. Der Philosoph Karl Jaspers brachte das so auf den Punkt: „Tierisches Sein ist getriebenes Sein, menschliches Sein ist entscheidendes Sein.“ Sobald ich also weiß, warum ich mich so oder so verhalten möchte (weil ich gemäß DISG-Modell ein „Roter“ bin oder Widder im Sternzeichen), frage ich mich, wozu fordert mich diese Erkenntnis nun heraus?

Und da bietet mir das von Viktor E. Frankl beschriebene, SINN-orientierte Menschenbild, die Methode der Selbstdistanzierung. Das heißt, ich kann mich als Person von äußeren und inneren Bedingungen distanzieren und eine bewusste Entscheidung über mein Verhalten fällen. Zum Beispiel herumbrüllen oder konstruktiv an einer Lösung arbeiten. Dem anderen Autofahrer den Mittelfinger zeigen oder ihm eine sichere Weiterfahrt wünschen. In Deckung gehen, davon laufen oder mich einer Herausforderung stellen.
Frankl hat auch dazu einen schönen Satz gesagt:
„Man muss sich von sich selbst nicht alles gefallen lassen.“

(1) Lothar Seiwert, Friedbert Gay, „Das neue 1×1 der Persönlichkeit“, Graefe und Unzer, 2004

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