Herr N. hatte es wieder einmal eilig. Bis spät in die Nacht hatte er an der Präsentation für den Vorstand gearbeitet und dann verschlafen. Das Frühstück musste ausfallen, damit er den Termin um 8:30 Uhr schafft. Vor ihm fährt dieser Sonntagsfahrer, das kostet ihn wertvolle Minuten. Und jetzt hält der auch noch unvermittelt an.
Herr N. spart sich den Blinker, steigt aufs Gas und überholt. Er bemerkt nicht nur den Schutzweg zu spät, sondern auch den eigentlichen Grund für das Anhalten des anderen Fahrzeugs: Der 8-jährige Schüler Markus H. war auch spät dran auf dem Weg zur Schule und lief ihm direkt vor das Auto. Nichts wird mehr so sein wie vorher – für den Schüler, seine Familie und Herrn N.
Szenenwechsel: Herr N. hatte es wieder einmal eilig. Bis spät in die Nacht hatte er an der Präsentation für den Vorstand gearbeitet und dann verschlafen. Das Frühstück musste ausfallen, damit er den Termin um 8:30 Uhr schafft. Vor ihm fährt dieser Sonntagsfahrer, das kostet ihn wertvolle Minuten. Und jetzt hält der auch noch unvermittelt an.
Herr N. spürt den Impuls, das Gaspedal durchzutreten und zu überholen. Aber er hält kurz inne, um zumindest vorher den Grund für das Anhalten des vorderen Fahrzeugs herauszufinden. Da sieht er auch schon einen Schüler auf dem Schutzweg über die Straße laufen. Im nächsten Moment fährt das Fahrzeug vor ihm und auch er selbst weiter. Seine Gedanken sind gleich wieder beim Präsentationstermin in einer halben Stunde.
Wir hinterlassen immer Spuren
Unser Verhalten hat eine Auswirkung auf uns selbst und auf die Menschen in unserem Umfeld. Oft bemerken wir die Folgen nur, wenn sie dramatisch, negativ, lebensverändernd sind. Also eher dann, wenn wir sinnwidrige Entscheidungen getroffen haben und entsprechende Konsequenzen verantworten müssen.
Die positiven Auswirkungen der sinnvollen Handlungen sind für uns hingegen nicht immer erfahrbar. Aber sie finden statt. Egal, ob wir uns entscheiden, das zweite Bier nicht mehr zu trinken, die SMS nicht während der Autofahrt zu schreiben oder die Maschine nicht ohne Schutzvorrichtung in Betrieb zu nehmen. Herr N. hat in beiden Geschichten das Leben eines Schülers, dessen Angehörigen und auch sein eigenes beeinflusst, aber nur im ersten Fall realisiert. Wenn SINN-orientiertes Verhalten manchmal keine unmittelbar spürbaren Folgen hat, heißt das also nicht, dass es nichts bewirkt.
Wir haben die Wahl
Und wenn ich die Wahl habe, entweder positive Spuren zu hinterlassen, von denen ich nichts bemerke oder negative Spuren, die mich ein Leben lang verfolgen, dann brauche ich nicht lange nachzudenken. Viktor E. Frankl meinte dazu: „Lebe stets so, als lebtest du zum zweiten Mal – und als hättest du beim ersten Mal so falsch gehandelt, wie du es gerade im Begriff bist zu tun.“
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