Unsere individuellen Arbeitsverhältnisse sind vielfältig. Die Möglichkeiten, in der Arbeit Sinn zu verwirklichen, ebenso. Egal ob gestresst, ob hoch motiviert oder unkündbar und trotzdem frustriert: In jeder beruflichen Situation steckt ein persönliches Sinn-Angebot.
Wobei die berufliche Sinn-Erfüllung nicht immer nur aus der eigentlichen Tätigkeit kommen muss. Das wäre natürlich der Idealfall. Aber auch die Wertschätzung der (nicht selbstverständlichen) positiven Aspekte der Arbeit und eine ganz bewusst empfundene Dankbarkeit, erzeugen ein Sinn-Erlebnis. Viktor Frankl bezeichnete darum auch das Erleben, Genießen und Wertschätzen als einen wirksamen Weg zum Sinn.
Darüber hinaus sind die menschlichen Beziehungen und vor allem deren Pflege ein wichtiger, oft unterschätzter Beitrag zum Sinn im Job. Wir sind bekanntlich soziale Wesen, und die Neurobiologie bestätigt immer wieder, wie wichtig die Zusammengehörigkeit und die Zusammenarbeit sowohl für die psychische als auch für die körperliche Gesundheit sind. Betriebliche Gesundheitsförderung muss daher die Beziehung zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden, aber auch den Umgang der Belegschaft untereinander, unbedingt auch im Fokus haben.
Und selbst unter schwierigen Rahmenbedingungen lässt sich Sinn finden und verwirklichen. Die äußeren Umstände prägen uns viel weniger als unsere Haltung, die wir dazu einnehmen. Und zwar in beide Richtungen! Schwierige Herausforderungen können uns weniger anhaben, wenn wir versuchen, auch darin einen Sinn für uns zu erkennen: Wozu fordert mich das jetzt heraus? Was will ich daraus für meine persönliche Entwicklung lernen? Worin liegt mein persönlicher Gestaltungsfreiraum, auch wenn dieser noch so klein ist?
Und umgekehrt: Wenn ich in einer Mitarbeiter-orientierten Organisation arbeite, mit starkem Betriebsrat, vielleicht sogar unkündbar, und trotzdem immer nur auf der Suche nach dem sprichwörtlichen Haar in der Suppe bin, dann prägt mich auch diese Haltung. Allerdings zu meinen Ungunsten. Dauerndes Jammern und permanente Unzufriedenheit, das macht etwas mit mir. Vor allem mit meinem Gehirn. Da werden dann die negativen Synapsen verstärkt ausgebildet und das Gehirn sagt dann dem restlichen Körper: Dir geht es schlecht! Die entsprechenden körperlichen Reaktionen kann man sich dann ausmalen.
Dabei geht es jedoch nicht um Schönfärberei oder oberflächliches „Positiv Denken“. Orientierung am Sinn heißt, den Tatsachen realistisch entgegenblicken, aber eben trotzdem einen konstruktiven, selbstverantwortlichen Umgang damit finden. Die Frage „Welcher Mensch möchte ich denn einmal rückblickend gewesen sein?“ kann ich mir nicht nur am Beginn meines Berufslebens stellen, sondern über den gesamten Zeitraum, selbst kurz vor der Pensionierung. Es ist nie zu spät, das eigene Berufs-Leben sinnvoll zu gestalten: Durch die persönliche Beantwortung der Fragen, die uns das Leben immer wieder stellt. Und vielleicht auch, durch ein ganz persönliches „trotzdem“.
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